Interview: Albrecht Klammer - Nachwuchstalent zwischen Bob und Schulbank

Albrecht Klammer bei seinem Start zur Deutschen Meisterschaft
2015 in Altenberg
Albrecht Klammer vom BSC Sachsen Oberbärenburg ist Bobpilot und gilt in seiner Sportart als begabtes Nachwuchstalent. Der gebürtige Altenberger erobert in den Wintermonaten die Bobbahnen weltweit und absolviert nebenbei noch die Ausbildung zum Bundespolizisten. Ich habe ihn nach seinem Start bei der Deutschen Meisterschaft in Altenberg zum Interview über den Sport und persönliche Ziele getroffen.


Daniela: Hallo Albrecht, schön dich nach diesem aufregenden Wettkampf hier in Altenberg treffen zu können.

Albrecht: Gerne, in der Heimat und nun auch bei der Deutschen Meisterschaft der "Großen" an den Start zu gehen ist auch für mich etwas Besonderes.


Daniela: Seit über einem Jahrzehnt bist du mittlerweile im Bob unterwegs. Zuvor warst du jedoch als Biathlet aktiv. Wie kam es zum Wechsel von Ski zu Schlitten?

Albrecht: Grund war meine genetische Veranlagung. Ich bin ein relativ starker und muskulös gebauter Mensch, für den Biathlonsport schlichtweg zu schwer. Da Sport mir dennoch sehr wichtig war, wechselte ich in den Bob, wo ich mich auch relativ schnell zurecht fand.

Daniela: Dort hat es dich dann auch gehalten. Was zeichnet den Bobsport für dich aus? 


Albrecht: Es ist die Kombination aus Maximalkraft, Schnelligkeit und Präzesion. Eine Abfahrt beginnt mit dem schnellen, kraftvollen Start und dem anschließenden raschen Einspringen in den Bob. Dabei ist es nicht immer leicht die kräftigen Beine korrekt in den Schlitten einzufädeln. Anschließend ist präzise Arbeit gefragt. Jede Bahn hat besondere Kurven und Formationen die spezielle Lenkbewegungen erfordern. Jeder Fehler könnte einen Sturz verursachen.

Daniela: Du bist sowohl im 2er als auch im 4er Bob unterwegs. Für mich als "Bob-Neuling" stellt sich die Frage, ob es zwischen beiden Schlitten grundlegende Unterschiede gibt?

Albrecht: Der 4er Bob ist einen Meter länger als der 2er Bob. Dieser Platz wird von zwei weiteren Anschiebern eingenommen, was Kraft und Schnelligkeit am Start erhöht. Dafür wiegt er mit 430 Kilogramm aber auch fast doppelt so viel wie der Schlitten für zwei Fahrer.


Daniela: In welchem Bob fühlst zu dich sicherer?


Albrecht: Sicherer ist definitiv der 2er Bob. Durch sein geringeres Gewicht von um die 200 Kilogramm lässt er sich einfacher steuern und Fahrfehler lassen sich besser korrigieren. Dennoch ist mein Favorit der 4er Bob. Er ist in Aufbau und Steuerung komplizierter und anspruchsvoller.


Daniela: Dir ist vor zwei Jahren der Sprung vom Juniorenbereich in den B-Kader der Bobfahrer gelungen. Wie hast du diese Veränderung selbst empfunden? Gab es Startschwierigkeiten oder verlief alles reibungslos?


Albrecht: In der Saison 2013/14 holte ich den Juniorenweltmeistertitel in Winterberg. Direkt danach folgte der Wechsel in den B-Kader. Mein Team und ich hatten und haben aber bis heute mit unseren Startzeiten zu kämpfen. Das fahrerische Niveau ist sehr gut, der Rückstand am Start jedoch zu hoch. Das deutsche Team besteht vollständig aus erstklassigen Fahrern und Anschiebern, es ist eine hohe interne Konkurrenz vorhanden.


Daniela: Bei der heutigen Deutschen Meisterschaft hast du im 2er Bob mit deinem Anschieber Florian Kunze den sechsten Platz erreicht. Herzlichen Glückwunsch hierzu. Wie schätzt du die Leistung selbst ein?

Albrecht Klammer während des zweiten Durchgangs bei der
Deutschen Meisterschaft. Am Ende reichte die Leistung für
Platz 6.

Albrecht: Insgesamt waren die Läufe gut und erfolgreich. Allerdings habe ich mich bei der Wahl meiner Kufen am Schlitten verzockt und auch der Abstand am Start war zu groß. Das konnte ich dann leider nicht heraus fahren.


Daniela: Was bedeutet diese Platzierung für den weiteren Saisonverlauf?


Albrecht: Die Deutsche Meisterschaft hier in Altenberg fungiert als Selektionsrennen. Das heißt alle Teams treten gegeneinander an, anhand der Ergebnisse wird selektiert. Die drei Siegerteams auf dem Treppchen treten im Weltcup an, die nachfolgenden vier Teams, darunter auch ich, im Europacup.


Daniela: Momentan bist du ebenfalls noch in der Spitzensportfördergruppe der Bundespolizei. Wie muss man sich diese Ausbildung und Förderung vorstellen?


Albrecht: Die Spitzensportförderung ist ein sehr gutes Programm für Leistungssportler. Seit April 2014 werde ich in den Sommermonaten in Bad Endorf (Bayern) zum Bundespolizeimeister ausgebildet. Das dauert insgesamt vier Jahre. Dabei gibt es schulähnliche Verhältnisse, täglich wird von 7:15 Uhr bis 15:35 Uhr gepaukt und anschließend natürlich noch fleißig trainiert. Den Rest des Jahres, besonders in den Wintermonaten, ist man dann für seinen Sport freigestellt. Ich erachte es als wichtig, ein festes Standbein neben dem Spitzensport zu haben.
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Daniela: Dein gesamtes Leben und auch deine Zukunft sind fest dem Leistungssport gewidmet. Wer wie ich, nicht in diesem Bereich tätig ist, vermutet, dass durch Erfolgsdruck, Wettkämpfe und hartes Training ein Stück weit "Jugend" verloren geht. Kindheit und Erfahrungen wie sie vielleicht andere Personen erleben sind nicht möglich. Wie stehst du dieser Vermutung gegenüber?


Albrecht: Du hast Recht, meine Kindheit und Jugend waren geprägt von Training, Wettkampf und parallel dazu natürlich noch die Schule. Da bleibt nicht viel Zeit für Freunde, 

Freizeit und andere Hobbys als den Sport. Dafür habe ich aber andere Vorzüge erlebt. Ich war oft auf Reisen und habe viele Länder während meiner Wettkämpfe und Trainingslager besucht. Außerdem gibt es innerhalb der Mannschaft einen Zusammenhalt im sportlichen Sinne, der für mich sehr wertvoll ist. Kontakte aus dem Sport halten wir auch privat und erleben viel miteinander.

Daniela: Abschließend, was sind deine Ziele für die Zukunft?


Albrecht: Mein größtes Ziel ist es zunächst, die Ausbildung bei der Bundespolizei abzuschließen. Parallel möchte ich natürlich im Sport weiterhin erfolgreich sein und neue Meilensteine, wie die Teilnahme an Weltcups, erreichen.

Daniela: Für deine Zukunft alles Gute und herzlichen Dank für das Interview!


Interview geführt am 20.10.2015

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